Rezension: Gossip - Warum wir schon immer klatschen und tratschen - von Kelsey McKinney

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Hallo meine Lieben,

ich möchte euch heute das Buch "Gossip - Warum wir schon immer klatschen und tratschen" von Kelsey McKinney vorstellen. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört.

Klappentext (Quelle: NetGalley.de):
"OMG! Alles über Gossip

In der Schule, in der Arbeit, unter Freunden, in der Zeitung, am Handy – überall und ein Leben lang begegnen uns Gerede und Gerüchte. Aber warum fällt es manchmal so schwer, pikante Neuigkeiten für sich zu behalten? Woher kommt unsere Faszination für das Leben anderer und warum reden wir so gerne über andere? Und sind wir deshalb schlechte Menschen? McKinney verwebt persönliche Erlebnisse, Medienereignisse, Studien und popkulturelle Phänomene zu einer ehrlichen und erfrischenden Gegenwartsanalyse. Anhand prägnanter Beispiele – vom Gilgamesch-Epos, wie es von Chatbots erzählt wird, über Jane Austen bis zu Diana, den Clintons und Taylor Swift ­– fängt sie ein, was Gossip im Kern ausmacht: die urmenschliche Suche nach Wahrheit(en)."


(Bildquelle: NetGalley.de)

Als ich „Gossip – Warum wir schon immer klatschen und tratschen“ eingeschaltet habe, wollte ich genau das: einen klugen, gern auch witzigen Deep Dive in das, was wir als Tratschen kennen - diese halblegalen Küchenflur-Gespräche, kleine Wertungen, harmlose Lästereien, die manchmal kippen und verletzen, aber eben nicht gleich gesellschaftspolitische Grundsatzdebatten sind. Stattdessen bekomme ich über weite Strecken ein Buch, das Gossip fast ausschließlich durch die Linse von Sexual(-)politik und Geschlechterrollen betrachtet. Das kann man machen, aber für mich verengt es den Blick so stark, dass das eigentliche Thema ausfranst.

Mir fehlt eine alltagstaugliche Landkarte: Welche Arten von Gossip gibt es (bonding, warnend, bösartig, spielerisch)? Warum fühlt sich Tratschen so belohnend an? Wo liegt die unsichtbare Grenze zwischen sozialem Kitt und Mobbing? Wie funktioniert Klatsch in Freundeskreisen vs. Büros vs. Online-Gruppen? Stattdessen folgen lange Passagen zu Sexismus, Slut-Shaming und moralischen Paniken rund um weibliche Sexualität. Wichtig – aber wenn das 70–80 % der Strecke einnimmt, bleibt das Versprechen „Gossip“ für mich auf der Strecke.

Als Hörbuch funktioniert es handwerklich okay: Die Sprecher*in hält den Ton ruhig, die Kapitel haben klare Kanten, aber der Spannungsbogen flacht; mir fehlen pointierte Beispiele aus dem Alltag, Fallvignetten, Mini-Experimente, die ich „wiedererkenne“. Immer wenn es konkreter wird (Warum tratschen Teams über Vorgesetzte? Wieso schweißt geteiltes Geheimwissen so schnell zusammen?), fühlt sich das Buch lebendig an—und dann biegt es wieder in die große Sexual-/Gender-Debatte ab.

Unterm Strich: Ich bin unzufrieden, weil meine Erwartung „Tratschen im Alltag – von harmlos bis heikel“ nicht eingelöst wird. Wer eine kulturkritische Betrachtung von Gossip vor allem unter sexualpolitischen Vorzeichen sucht, wird eher glücklich. Ich wollte das soziale Handbuch fürs echte Leben.

Was würdet ihr vermuten, wenn ihr den Klappentext lest?

Liebste Grüße
eure Nadine

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